Durch die leidige Diskussion um das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche habe ich in der letzten Zeit viel über das Thema "Abtreibung" insgesamt nachgedacht.
Die Argumente: "Keine Frau lässt sich durch Werbung zur Abtreibung verleiten", "keine Frau treibt leichtfertig ab" und (ganz wichtig!) "gebt uns die Selbstbestimmung über unseren Körper" möchte ich heute mal beiseite lassen und das Thema von der anderen Seite beleuchten.
Abtreibung ist also etwas Böses, da ein werdendes Leben getötet wird. Gerne wird von Abtreibungsgegnern ins Feld geführt, dass es genug Hilfsangebote gibt. Dass kein Kind, aus welchen familiären oder sozialen Gründen auch immer, abgetrieben werden muss. Wenn die Familienhilfsangebote nicht greifen, das soziale Netzt nicht greift, kann das Kind ja noch immer zur Adoption freigegeben werden. Oder in einer Pflegefamilie aufwachsen.
Denken wir diese Logik doch mal aus Sicht des Kindes zu Ende.
Wir haben also eine Mutter, die, aus welchen Gründen auch immer, das Kind nicht zur Welt bringen möchte. Die aber nicht abtreiben darf.
Wir zwingen das Kind also in ein Leben, in dem es nicht Willkommen ist. Das Problem wird nicht wirtschaftliche Not sein. Es gibt Familien, die auch in wirtschaftlicher Not in der Lage sind, Kinder geborgen und verantwortungsvoll groß ziehen. Sicher nicht sorgenfrei. Aber das Wichtigste für Kinder ist nun einmal ein stabiles Umfeld. Das sich auf sie einstellt, das für sie da ist. Und genau ein solches Umfeld wird ein unerwünschtes Kind aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vorfinden. Den Eltern (im Idealfall beiden) wird eine Verantwortung aufgezwungen, die sie so nicht tragen können oder wollen. Die Schwangerschaft wird darüber hinaus alles andere als entspannt verlaufen. Streß im Mutterleib schädigt die gesunde Entwicklung des Ungeborenen.
Alles in allem reden wir also über denkbar ungünstige Startbedingungen. Startbedingungen, über die der ungeborene Mensch nicht mitentscheiden darf. Und den einzigen Menschen, die berechtigt sein könnten, über diesen Start zu entscheiden, die in der Folge für das Wohlergehen verantwortlich sind, will man das Recht absprechen, diesen Start nicht zuzulassen.
Ich finde das in höchstem Maße zynisch.
Ebenso zynisch ist der Ansatz der Adoption oder Abgabe in eine Pflegefamilie, wenn die Frau das Kind nicht austragen WILL. Die Schwangerschaft wird wiederum alles andere als entspannt und förderlich für die Kindsentwicklung verlaufen. Und irgendwann später wird man dem jungen Menschen dann eröffnen, dass er ein ungewolltes Kind ist. Die Eltern es nicht haben wollten. Das wird auch die stärkste Psyche nicht unbeschadet wegstecken.
Wir führen also eine ideologische Diskussion um die Rettung und die Würde menschlichen Lebens. Lassen dabei aber die Seele des werdenden Menschen, über den wir uns unbefugt aufschwingen urteilen zu dürfen völlig außer Acht.
Aus diesem Grund bin ich eine Befürworterin der Abtreibung. Lasst die Entscheidung bei den Menschen, die die Verantwortung für die Entwicklung, das Aufwachsen des ungeborenen Menschen tragen. Da gehört sie hin.
Beratungsangebote sind wichtig. Die eine oder andere Verzwiflung lässt sich durch Hilfsangebote sicher ausräumen.
Aber die letzte Entscheidung muss und kann nur bei der Schwangeren liegen. Sie trägt die Verwantwortung. Über ihr Leben wird mitentschieden.
Und jetzt komme ich doch auf die zu Anfang beiseite geschobenen Argumente zurück: in der Regel wird sich keine Frau leichtfertig zu einem Abbruch entscheiden. Und wenn doch - ist es vielleicht besser so?
Es wird sich auch keine Frau durch Werbung zu einer Abtreibung bringen lassen. Man kann einer verzweifelten Schwangeren aber durch zugängliche Information und weniger Stigmatisierung erheblich die Situation erleichtern, einen schweren Weg ebnen.
Die Entscheidung wird jenseits aller Ideologie, aller von außen angetragenen Schuldgefühle, jeglicher Stigmatisierung schon schwer genug sein. Und das ist auch gut so. Mutter Natur sichert ihren Nachwuchs. Wir müssen die Entscheidung nicht noch zusätzlich erschweren.
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