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Montag, 10. Mai 2010

Berlin

Über den 1. Mai hatte ich das Glück, mit meiner wunderbaren Schwester und meinem grossartigen freund ein Wochenende in Berlin zu verbringen.
Was soll ich sagen? Es war einfach umwerfend. Mir fehlen etwas die Worte, um die Eindrücke dieser Stadt beschreiben zu können.

Sie hat so gar nichts Erhabenes. Auch nichts Vornehmes. Nein, Berlin ist eine Stadt der Strasse. Eine Stadt des Volkes. Und genau das ist auf Berlins Strassen unterwegs. Das Volk. In dieser Stadt alles etwas extremer: Etwas linker. Etwas rechter. Etwas reicher. Etwas ärmer. Etwas bunter. Etwas unscheinbarer. Meistens etwas lauter. Und immer direkter und ungefilterter als alles, was ich aus anderen deutschen Städten kenne. In welcher anderen Stadt hört man schon auf einem Strassenfest um 14 Uhr Death Metal?!

Ich war erstaunt über die Menschen in Berlin. So unverblümt hatte ich es nicht erwartet. Dabei war ich nicht das erste Mal in Berlin. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich das erste Mal die Augen so offen hatte. Und die Ohren. Und die Nase. Und den Verstand. Das führte dazu, dass ich zeitweise einen Zustand der Reizüberflutung erreichte, der mich in der Konsequenz sehr früh sehr müde und übersättigt in Bett sinken ließ.

Beim Bummel durch die Stadt, insbesondere beim Bummel über das Strassenfest zum 1. Mai in Kreuzberg habe ich mich gefragt, wo diese Stadt hinsteuert. Und ob das Leben in Berlin ein Vorbote für die ganze Republik ist. Ich meine, womit beschäftigen sich all diese bunten Leute den ganzen Tag? Wovon leben sie? Was bewegt sie? Was sind ihre Ziele? Ich weiss auch, dass die meisten dieser bunten Vögel in diesen Kategorien nicht denken. Aber mir stellen sich diese Fragen.

Und wenn ich mich auf den Strassen so umsah, hatte ich das Gefühl, dass irgendwie alles erlaubt ist. Dass es so gar keine Grenzen mehr gibt. Nicht für die Polizei, die es nicht einmal mehr für nötig erachtet, aus dem Auto zu steigen, wenn sich zwei Menschen prügeln und einer dabei auf eine stark befahrene Strasse getrieben wird. Nicht für hohe Staatsdienser, die in Ausübung ihrer Grundrechte einfach diejenigen der "verfeindeten" Richtung beschneiden. So sehr ich dies menschlich verstehe und auch gut heisse. Aber wir haben eine Verfassung. Und wir haben Verfassungshüter. Und wir sollten Vorbilder haben. Nicht in den Rechten, die aufmarschieren. Aber vielleicht in Politikern, die entweder derartige Parteien verbieten, oder aber durch Regelungen dafür sorgen, dass derartige Aufmärsche verboten werden können. Solange sie aber durch die Verfassung geschützt sind, kann ich doch im Widerstand nicht genau diese Verfassung, die ich vorgebe zu schützen, selber mit den Füssen treten. Es stört niemanden mehr, wenn einfach jeder Dreck in die Landschaft geworfen wird.
Ich glaube, das sind mir zu viele Freiheiten.


Und doch hat mich dies bunte Treiben auch fasziniert. Diese Freiheit der Menschen, sich zu geben und zu kleiden wie sie gerade wollen.
Dieses Miteinander in Kreuzberg - das aber wiederum so schnell in ein Gegeneinander umschlägt.

Ach Berlin, ich weiss nicht, was ich von Dir halten soll. Du faszinierst mich. Du ziehst mich an. Aber Du stösst mich auch ab. Ich glaube insgesamt überforderst Du mich einfach!

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