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Sonntag, 21. Februar 2010

über die virtuelle Realität

In letzter Zeit gerate ich immer wieder in Diskussionen über Sinn und Unsinn von Webblogs, Twitter, sozialen Netzwerken, ...
Wobei die Diskussionen interessanterweise zwischen Nutzern und Nichtnutzern geführt werden. Sie haben manchmal was von Diskussionen über den Schwierigkeitsgrad von Landebahnen in Südostasien zwischen Piloten und Passagieren. Also Passagieren, die die Strecke schon selber MITgeflogen sind, aber auch solchen, die lediglich Reiseberichte über Südostasien gelesen haben. Diese Vorrede dient nur der Einordnung derartiger Gespräche.
Der Pilot hat natürlich ein Interesse daran, dem Passagier nahe zu bringen, wie es sich denn nun fliegt. Und genau das ist nicht immer ganz einfach...



So werde ich gefragt, ob ich denn sooo viel zu erzählen hätte. Und ob ich das, was ich zu erzählen denn sooo wichtig fände, dass es alle Welt wissen müsste. Nein und ja.

Ich denke, man muss hier unterscheiden:
Natürlich halte ich mich nicht für so wichtig, dass ich davon ausgehe, dass die Welt ohne meine öffentlichen Gedanken ärmer wäre. Doch geht es mir oft so, dass ich im Netz stöber - völlig freiwillig - und über interessante, witzige, nachdenkliche oder manchmal auch völlig belanglose Geschichten stolper. Aus diesen Geschichten entspinnen sich weitere Gedanken und schwupps ist ein Schloss gebaut. Und genauso sehe ich meine Schreiberei hier: ich spinne meine Gedankenschlösser weiter, und vielleicht findet jemand für sich noch einen weiteren Anbau, einen hübschen Flügel für sein Schloss. Und wenn nicht - auch ok.

Die andere Ebene sind die sozialen Netzwerke und Twitter. Hier geht es darum, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Ein Leben zu teilen. Nicht  mit belanglosen, anonymen Menschen. Sondern mit Freunden und Bekannten. Natürlich kann man das alles auch in der realen Welt haben. Aber was ist schon real?
Ist es virtuell, wenn mir ein Freund per Facebook mitteilt, dass er gerade einen sehr schönen Urlaub hatte? Ok, er teilt es nicht nur mir mit, sondern auch allen anderen Freunden. Normal. Er möchte sein Leben teilen und mich freut es, wenn ich weiss, wie es ihm geht, was er macht, ohne dass wir immer in der Zweierkommunikation emails oder sms tauschen müssen.
Twitter wurde gestern beschrieben als Runde, in der man gemütlich zusammen sitzt. Wer will, setzt sich dazu. Mal wird ernsthaft diskutiert, mal sind es Belanglosigkeiten. Natürlich geht es ohne. Und doch ist es auch schön, wenn man einen anstrengenden Moment hat, dies in die Welt stellt, und eine aufmunternde Antwort bekommt. Oder einfach mal blödeln kann. Oder auch schöne Momente teilt.

Sicher spielt das Phänomen eine Rolle, dass viele Menschen immer mehr Zeit alleine verbringen. Und es deswegen geniessen, auf elektronischem Wege mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Und ich finde, es ist nochmal ein Unterschied, ob ich anonym durch das Netz chatte, oder ob ich elektronisch Kontakt zu Freunden und Bekannten halte. Nichts anderes ist das Telefon, nur dass dort immer nur zwei Menschen miteinander sprechen.

Und trotzdem gibt es auch Momente, da schweigt die Elektronik und alles spielt live und in Farbe ab. Wobei live und in Farbe nicht ganz stimmt. Denn live und in Farbe kann ich auch elektronisch dabei sein.
Aber es gibt Momente, die erlebe ich mit allen Beteiligten zur selben Zeit im selben Raum. Das ist schön, wichtig - und anders als die elektronische Teilhabe.
Verdammen möchte ich aber weder das eine noch das andere.

Ich denke, die Formen des Miteinanders ändern sich. Und ich finde das  elektronische Miteinander nicht befremdlicher, unpersönlicher oder virtueller als das räumliche Miteinander.

So! Mein Plädoyer zum Sonntag :)

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