Gesellschaftlich ist ja die Wunschvorstellung, dass ein Elternteil maximal ein Jahr zur Kinderbetreuung zu Hause bleibt, und danach alle wieder brav Vollzeit arbeiten, während der Nachwuchs kompetent ganztags fremdbetreut wird.
Aber egal in welchem Umfang wieder gearbeitet wird, eine Tatsache erweist sich als großer Stolperstein:
Bis zum Schuleintritt sind 12 Infekte im Jahr bei einem Kind völlig normal. Und wenn ein Kind früh und lange mit anderen Kindern in intensiven Kontakt kommt, werden die Infekte nicht weniger.
Und genau hier fängt der Eiertanz an: wohin mit dem kranken Kind?
Aus Sicht eines Bundesbeamten kann ich sagen: mir stehen 5 Tage Sonderurlaub im Jahr zur Betreuung eines erkrankten Kindes unter 12 Jahren zu. Danach geht es an Überstunden (die als Berufstätige mit Betreuungspflichten quasi nicht aufzubauen sind) oder den Jahresurlaub. Was den Jahresurlaub angeht: ein Teil ist fest notwendig, um die Schließzeiten der Betreuungseinrichtung abzudecken. Und der Rest ist zumindest bei mir bitter nötig, um zwischendurch mal wieder zur Ruhe zu kommen, Kraft und Energie zu tanken. Und so sind fünf Tage bei 12 Infekten schon rein rechnerisch eine echte Herausforderung.
Manchmal ist das Schicksal gnädig, und man schließt sich dem kindlichen Infekt direkt an. Sind halt beide krank zu Hause.
Zumeist scheint es aber so zu laufen, dass die Kinder, solang sie halbwegs fieberfrei sind, munter weiter in die Betreuung gegeben werden, da die Eltern arbeiten müssen. Auch wenn es einen Anspruch auf mehr bezahlte Betreuungszeit für erkrankte Kinder gibt, scheint es verbreitet zu sein, dass Eltern nicht zu Hause bleiben können. Weil sie bei der Arbeit gebraucht werden, oder zumindest den Eindruck haben, es sich nicht erlauben zu können, zu oft zu fehlen.
Vergangene Woche habe ich in der Kindergartengruppe des Klabauters mit den Kindern Weihnachtskekse gebacken. Im Laufe des Vormittags hatte ich jedes Kind einmal in der Kinderküche. Und was soll ich sagen? Mindestens der Hälfte der Kinder lief es giftgrün aus der Nase, fast die Hälfte hustete.
Wir husten seit Mitte Oktober quasi ohne Unterbrechung. Ich habe mittlerweile zweimal je eine Woche ausgesetzt. Einmal Bronchitis mit Antibiotikum, einmal Nebenhöhlen dicht und völlig platt. Beim Klabauter sieht es nicht anders aus. Zweimal war er wieder gesund, zweimal ging er zurück in den Kindergarten und hat sich dort direkt den nächsten Mist eingefangen. Weil wir unsere Kinder zu früh wieder hinschicken. Weil wie sie erst zu spät zu Hause lassen zum Auskurieren. Weil kranke Kinder im Arbeitsalltag nicht stattfinden. Das kann auf Dauer nicht gesund sein.
An der Stelle ist das System krank.
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