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Samstag, 5. Januar 2013

Die Familie und der Beruf

Ja, das Thema geht mir nicht aus dem Kopf. Dies auch, weil es mich derzeit stark selbst betrifft. Und aus der Tagespolitik ist es auch nicht wegzudenken. Sinnvolle Projekte wie Elternzeit, Elterngeld, Betreuungsplatzanspruch werden von weniger sinnvollen wie beispielsweise der Herdprämie immer mal wieder überlagert. Auch die Diskussion um eine Frauenquote in Führungspositionen gehört für mich in desen Kontext.



Besonders wir gut ausgebildeten Frauen sollen von der Politik geködert werden, dem Aussterben der Deutschen Einhalt zu gebieten. Fast vorwurfsvoll wird uns über die Medien immer wieder mitgeteilt, wie viel fruchtbarer doch die Frauen in unseren lieben Nachbarländern sind.
Bei so viel Politik traut man sich ja kaum noch, aus rein persönlichen Motiven ein Kind zu bekommen. Aber das ist ein anderes Thema.

Kommen wir zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurück. Wie oben angesprochen, tut die Politik einiges, um es jungen Eltern zu ermöglichen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

Ich möchte aber einen Aspekt herausgreifen, der mir in der Diskussion zu kurz kommt. Und der betrifft nicht die Politik, sondern die Arbeitgeber. Dieser Aspekt heisst: Zeit.
Wir junge, gut ausgebildete, erfolgreiche Arbeitnehmer wollen Zeit für unsere Kinder und Familien. Und das betrifft nicht nur die Mütter, sondern zunehmend auch die Väter.
Für eine wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss (zumindest zeitweise im Arbeitsleben) Schluss sein, mit der stillschweigend vorausgesetzten 60 Stunden Woche. Der Verfügbarkeit rund um die Uhr. Der uneingeschränkten Mobilität.
Familie und Beruf und insbesondere Karriere sind nicht miteinander vereinbar, wenn weiterhin Leistung am Überstundenkonto gemessen wird.
Natürlich gibt es Betreuungsmöglichkeiten schon für die Kleinsten. Wenn nötig, quasi rund um die Uhr. Aber immer mehr dieser gut Ausgebildeten möchten ihre Kinder selbst groß ziehen. Nicht ausschließlich, aber doch zumindest zu großen Teilen und prägend. Und das ist nicht möglich, wenn wir bereits die Einjährigen morgens um halb acht in die KiTa oder zur Tagesmutter bringen, und abends zwischen 17 und 19 Uhr wieder einsammeln. An fünf Tagen in der Woche. Dann bleiben der Familie zwei Tage Wochenende und unter der Woche abends eine bis maxial drei Stunden mit einem müden Kind.

Hier müssen Lösungen her. Entweder muss in der Wirtschaft die Entscheidung getroffen werden, dass sich beispielsweise Teilzeit und berufliches Vorankommen nicht vertragen. Dafür mag es vernünftige Gründe geben. Dann sollte dies aber auch ehrlich kommuniziert werden. Jeder könnte dann für sich entscheiden, was wichtiger ist: Karriere oder Familie.

Oder es soll sie wirklich geben, diese Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dann müssen sich Unternehmenskultur und soziale Wahrnehmung noch gewaltig ändern. Denn Eines steht fest: unsere Zeit können wir nur einmal vergeben. Entweder für die Arbeit oder für die Familie. Und wenn schon 50 - 60 Stunden pro Woche für die Arbeit vergeben sind, bleibt für die Familie zu wenig übrig.
Aber auch der Aspekt der sozialen Wahrnehmung spielt eine große Rolle: Teilzeitkräfte werden oft als Minderleister wahrgenommen. Zum einen, weil sie (natürlich) nicht die Arbeitsmenge einer Vollzeitkraft schaffen. Zum anderen, weil die Betreuungszeit zu Hause als Freizeit und Heiteitei wahrgenommen wird. Das wirkt abschreckend und trägt nicht zur Arbeitszufriedenheit bei.
Ebenso verhält es sich bei Arbeitnehmern, die verstärkt von zu Hause aus arbeiten, um beispielsweise mehr Zeit für die Kinderbetreuung zu haben. Auch hier wird schnell Minderleistung unterstellt.

Die Problematik ist also vielschichtig. Aber sie ist es wert, angegangen zu werden. Denn Mütter und Väter übernehmen privat soziale Verantwortung. Das ist ein Potenzial, das sind Fähigkeiten, die sich Unternehmen nicht so ohne Weiteres entgehen lassen sollten.
Vieles ist eine Fage der Organisation, des gegenseitigen Verständnisses. Und an einigen Punkten muss ehrlicherweise velleicht auch gesagt werden: hier müssen Sie sich entscheiden. Hier geht nicht beides. Das ist auch in Ordnung, wenn es denn so ehrlich kommuniziert und nicht hinter Politisch korrekten Scheinargumenten verschleiert wird.

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