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Montag, 14. Dezember 2015

Alte Herrlichkeit ...

... oder wie alte Herren in Führungspositionen endlich umdenken sollten.

Seit nunmehr gut zweieinhalb Jahren arbeite ich in Teilzeit. Seit einem Jahr alleinerziehend. Ich habe eine Führungsposition inne und seit November einen neuen Bereich übernommen, zeige mich also flexibel und aufgeschlossen.


Mein direkter Vorgesetzter kennt mich seit eineinhalb Jahren. Er kennt mich nur als Teilzeitkraft. Und ich habe ihn umgehend über meine neue Familiensituation informiert, da alleinerziehend eben auch weniger Flexibilität bedeutet.

Mein Vorgesetzter hat selbst zwei Kinder. Beide studieren mittlerweile. Seine Frau war immer zu Hause, er hat Karriere gemacht. Ich möchte dieses Modell nicht kritisieren. Aber ich denke, die Information wird benötigt, um die Folge zu verstehen.

Seit ich nach meiner Elternzeit wieder eingestiegen bin, kann ich nur bedingt über Nacht dienstreisen. Tagsüber mache ich möglich, was geht. In den letzten Woche hatte ich mehrere Begebenheiten, die mich zornig werden lassen.
Als erstes waren da zwei Vorträge bei externen Wirtschaftsverbänden, die mein Vorgesetzter für mich, ohne mich zu fragen, terminiert hat. Beide Orte etwas über 200km von meinem Wohnort entfernt. Beginn jeweils 9 Uhr. Mein Vorhalt, dass das sehr sportlich würde, da der klabautereske Kindergarten erst um 7 Uhr öffnet, verhallten ungehört. Einen Termin habe ich abgesagt. Den anderen nahm ich wahr.
Dann war da die Woche, als ich an zwei aufeinander folgenden Tagen nach Bonn musste. Jeweils drei Stunden Fahrt einfach. Fahrer oder Dienstwagen standen nicht zur Verfügung. Also jeweils sechs Stunden Autobahn, zwei Stunden Besprechung und der normale Wahnsinn mit Kind zu Hause. Weil zwei ältere Referatsleiter nicht in der Lage waren, ihre Termine so zu koordinieren, dass ich die Strecke nur einmal fahren muss.
Und mein Vorgesetzter, der in letzter Zeit superwichtige Besprechungen gerne auf den Freitag legt. Weil er unter der Woche nicht dazu kommt. Und der sich nicht merken kann / will, dass ich freitags dienstfrei habe. Das wird mir immer als Luxus verkauft. Dass ich dafür auf monatlich auf 20% meiner Bezüge verzichte, wird geflissentlich ignoriert.
Dass meine Präsenzzeit um 14 Uhr endet auch. Völlig selbstverständlich, dass ich auch Termine am späten Nachmittag wahrnehme.
Logo, alles eine Frage der Organistion.

Und heute auf der Weihnachtsfeier stand mein Vorgesetzter tatsächlich vor mir und fragte mich, ob ich freitags eigentlich arbeite. Und wie ich das mache, wenn ich so frühe Termine habe. Das sei doch bestimmt schwierig mit Kind.
Da war ich wirklich kurz vor ausrasten.

Ich verlange nicht, dass sich alle nach mir richten. Aber etwas mehr Verständnis auf beiden Seiten für die Situation des jeweils anderen und etwas good-will würden die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erheblich erleichtern.
Ein wenig Bereitschaft zu akzeptieren, dass nicht alle Mitarbeiter an fünf Tagen der Woche, 10 Stunden am Tag ungehindert verfügbar sind, würde wirklich vieles erleichtern.
Und an dem Punkt muss der eine oder andere der älteren Generation wirklich noch umdenken.

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