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Mittwoch, 4. Dezember 2013

Abgestillt

Es ist soweit: nach 18 Monaten habe ich abgestillt. Einfach so. Ohne äußeren Anlass. Ohne Probleme.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wahr ist auch: es fühlt sich komisch an. Keine Riesenfreude. Kein Gefühl wieder erlangter Freiheit. Vielemehr eine kleine Leere und ein Verlust.



Als der Klabauter vor 18 Monaten zur Welt kam, war klar: ich will stillen. Für ein halbes Jahr. Irgendwie erschien mir das logisch. Ohne Ideologie, sondern weil ich einfach glaubte, das würde dem Kleinen gut tun. Ich hatte mir vorher auch ganz ehrlich nicht großartig Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet, zu stillen.
Es heisst, alle zwei Stunden als einzig verfügbare Nahrungsquelle das Kind zu retten. So führt es sich zumindest auf. Es heisst, ausweglos dem Schlafrhythmus des Kindes unterworfen zu sein. In meinem Fall hiess es nach 10 Tagen für fast vier Wochen abartige Schmerzen, weil die Brust völlig entzündet und offen war. Irgendein Urtier in mir hat sich da ohne großes Überlegen durchgekämpft und es ist alles wieder gut geworden.  Es heisst, zeitlich, räumlich und in der Ernährung eingeschränkt zu sein.

Stillen heisst aber auch, ohne viel Gerödel das Haus verassen zu können. Jederzeit das Kind füttern zu können. Ein gutes Immunsystem aufbauen zu können.

Und Stillen bedeutet vor allem eine exklusive und innige Nähe. Ruhe. Vertrautheit. Geborgenheit.

Nach sechs Monaten wollte ich den Klabauter nicht umgewöhnen an die Flasche. Ich wollte weiter stillen, bis er ein Jahr alt ist und komplett auf feste Nahrung umgestellt. Mit einem Jahr riet mir die Kinderärztin, noch ein Vierteljahr weiterzustillen, da der Kleine arg dünn war und offensichtlich die drei Stillmahlzeiten (abends, nachts, frühmorgens) in Ergänzung noch brauchte.
Mir machte das nichts aus. Im Gegenteil. Mir graute es davor, den Klabauter irgendwann mit Nachdruck und Geschrei entwöhnen zu müssen.

Doch es kam wie so oft: das Kind zeigt an, wann es reif für welche Entwicklung ist. Als erstes verlangte er frühmorgens nicht mehr nach der Brust. Dann nachts nicht mehr. Er wachte zwar auf, aber wollte meist nur kuscheln. Also hatten wir in den letzten drei Monaten nur noch das Stillritual vor dem Einschlafen. Unser eigenes Kuscheln und den Tag ausklingen lassen.
Seit einigen Wochen schläft der Zwerg durch. Und seit einigen Tagen kam er zwar zum trinken, aber nur sehr kurz. Also habe ich es eines Abends einfach ganz weg gelassen. Und, oh Wunder, der Klabauter ist auch so zur Ruhe gekommen.

Mein Traum hat sich erfüllt: Entwöhnung ohne Stress für das Kind.

Und trotzdem werden mir diese innigen Momente noch ein paar Tage lang fehlen.

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